Denkmalschutz: Die umfassende Sanierung der Kirche St. Pantaleon in Köln wird zu Weihnachten größtenteils fertiggestellt. Die große Dachfläche erhielt auf dem Hauptschiff eine neue Eindeckung mit Schiefer in Altdeutscher Deckung, auf den Seitenschiffen mit Blei. Die Mitarbeiter der DWA-Krämer GmbH und Handwerkskollegen schufen ein Paradebeispiel der Handwerkskunst. Neben der riesigen Fläche waren filigrane Details zu bewerkstelligen und ein Doppelhalbkegel regensicher zu bekleiden.
Die Kirche St. Pantaleon in Köln, eines der ältesten und historisch bedeutendsten Bauwerke der Stadt, ist ein herausragendes Beispiel ottonischer Architektur in Deutschland. Die Renovierung des Dachs ist ein entscheidender Teil der Bewahrung dieses Kulturerbes. Die letzten Jahrzehnte hinterließen sichtbare Spuren. Altersbedingte Abnutzung sowie Witterungseinflüsse führten zu einer Vielzahl von Schäden. Insbesondere das Holzgebälk und die Dacheindeckung erforderten eine umfassende Erneuerung. Risse und lose Schiefer stellten nicht nur ein ästhetisches, sondern auch ein strukturelles Problem dar, das behoben werden musste, um die Integrität des Bauwerks zu gewährleisten.
Planung und Vorbereitung
Die Planungsphase der Renovierungsarbeiten war äußerst umfangreich. Ein spezialisiertes Architekten- und Ingenieurteam sowie Sachverständige unter Leitung von Max Ernst von Ernst Architekten BDA, Zülpich, führte gründliche Inspektionen durch, um den Zustand des Dachs detailliert zu dokumentieren. Basierend auf diesen Untersuchungen entwickelten sie einen umfassenden Plan, der konservatorische Notwendigkeiten mit moderner Technik kombinierte. Alle Bestrebungen zielten darauf ab, die historische Substanz der Kirche weitgehend zu erhalten und gleichzeitig notwendige Anpassungen an heutige Sicherheitsstandards zu berücksichtigen. Wertvolle Kunstgegenstände aus dem Innenraum fanden im Museum Kolumba ein temporäres Zuhause, bevor der Innenraum eingerüstet wurde. Das wegen der Undichtigkeiten eingetretene Wasser hatte Gebälk, Decken und Wände in Mitleidenschaft gezogen. Weitere Feuchteschäden machten notwendig, außen Gräben an den entsprechenden Stellen zu ziehen und die Grundleitungen der Fallrohre zu untersuchen. Bereits im September 2020 beurteilte Architekt Ernst mit Dachdeckermeister Herbert Gärtner die Bleieindeckung der Flankentürme. Da die Scharen keine Schäden aufwiesen, entschieden die Verantwortlichen, die Eindeckung auf der verschalten steinernen Unterkonstruktion zu belassen. Lediglich die Gesimse wurden neu abgedeckt.
Wegen der extremen Dachneigung wurde der dreiseitige Chor bis zur Firsthöhe eingerüstet
Die Renovierung begann mit dem Aufbau eines aufwendigen Gerüsts, das den gesamten Dachbereich umfasste. Dies stellte sicher, dass sicher gearbeitet werden konnte und während der Arbeiten keinerlei Gefahr für die Besucher der Kirche bestand. Wegen der extremen Dachneigung erhielt der dreiseitige Chor eine Einrüstung bis in die First. Die Stahlkonstruktion des Dachstuhls über dem Hauptschiff, die beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg aufgestellt wurde, wurde zwar als tragfähig eingestuft, die Kreuzungspunkte zwischen Sparren und Pfetten jedoch mussten verstärkt werden. Des Weiteren wurden Laufwege auf der hölzernen Decke geschaffen.
Die DWA-Krämer GmbH aus Masburg erhielt den Zuschlag für die Bauabschnitte 2 und 3, die von Harald Handwerk als ö.b.u.v. Sachverständigen begleitet wurden. Die Dachdecker begannen im Juli 2022 auf der Nordseite des Langhauses mit dem Abriss der Schieferdeckung. Die vorhandenen Bretter wurden ausgebessert und die etwa 2.150 Quadratmeter große Dachfläche nochmals vollflächig mit 24-mm-Rauspundbrettern verschalt. Als Vordeckung wurde eine diffusionsoffene Unterdeckbahn aufgebracht.
Im Frühjahr 2023 wurde die Eindeckung am Dach der Chorapsis fertiggestellt und das Gerüst dann dort als Erstes wieder abgebaut.
Herausforderungen während der Renovierung
Da der Dachstuhl über dem nördlichen Seitenschiff Brandschäden aufwies, entschlossen sich die Verantwortlichen, diesen komplett zu erneuern. Anstelle des Pfettendaches wurde ein Sparrendach gerichtet. Die energetische Ertüchtigung der Kirche lag in den Händen von Industriekletterern, da die Kassettendecke aus 90 gemalten Holzplatten über Langhaus und Chor nicht tragfähig ist. Die Mineralwolledämmung fand ihren Platz demnach auch nicht direkt auf den Holzplatten, sondern wurde in Netzen gefangen.
Nachdem die Dächer des Kirchenschiffs, des Chors und der Querhäuser fertiggestellt wurden, kamen die tiefer liegenden Apsiden der Kapellen in den Fokus. Besonders herausfordernd zeigte sich die Katharinenkapelle, die um 1210 in die Nische zwischen Chorwand und Südquerhaus gebaut wurde. Ihr Dach besteht aus zwei sich überschneidenden Kegelsegmenten. Neben der mittigen „Hauptkehle“ erforderten die Anschlüsse an das Tuffmauerwerk besonderes handwerkliches Können. Aufgrund der beengten Verhältnisse konnte das Kehlbrett nur mit sehr geringer Neigung angebracht werden.
Hinterlüftetes Bleidach
Nach Abriss des Gerüstes für das Hauptdach wurden die Seitenschiffe neu eingedeckt. Der Abriss erfolgte ebenfalls bereits im Frühjahr 2022. Die nicht einmal 50 Jahre alte Bleieindeckung zeigte bereits Korrosionschäden – verursacht durch die „dichte“ Vordeckung aus Glasvliesbitumenpappe. Der Dachstuhl zeigte zwar einen leichten Durchhang, aber eine Auffütterung war nicht notwendig. Die Dachflächen erhielten eine neue Schalung mit Vordeckung. Darauf wurde eine 6/8-Konterlatte genagelt. Die Lüftungsebene sicherten die Handwerker mit Kupfer-Lochblech, eine firstseitige Entlüftung wurde sichergestellt. Die Hohlwulst-Bleieindeckung erfolgte dann auf einer zweiten Schalung ohne Trennlage, um Feuchteschäden zu vermeiden. Die Deckbreite der zwei Meter langen Scharen beträgt 52 Zentimeter. Kupferhafte fixieren die 48–53 Kilogramm schweren, 2,5 Millimeter dicken Bahnen in der 22 Zentimeter langen Überdeckung und im Wulst.
Infobox St. Pantaleon Kirche in Köln
Nach vier Jahren Bauzeit befindet sich die Grundsanierung der romanischen Kirche St. Pantaleon in der südlichen Kölner Innenstadt auf der Zielgeraden. Am 6. Dezember 2024 soll die Wiedereröffnung mit einem Festhochamt gefeiert werden. Die Kosten der Renovierung sind auf gut 14 Millionen Euro veranschlagt. Den Hauptteil davon trägt das Erzbistum Köln. Daneben gewährt der Bund einen Zuschuss von 1,5 Millionen Euro, und das Land NRW steuert 600.000 Euro bei. Rund 400.000 Euro kommen von der Gemeinde, dazu gut 100.000 Euro vom Freundeskreis St. Pantaleon.
Diese Arbeiten wurden durchgeführt oder stehen noch an:
- Kompletterneuerung der Langhaus-Dacheindeckung aus Schiefer. Dort ist über die Jahre Wasser eingedrungen und hat Schäden an Wänden und Decke verursacht.
- Stabilisierung des Langhaus-Dachstuhls aus Stahlstreben durch Einbau zusätzlicher Verbindungsmuffen
- Neubau des hölzernen Dachstuhls für das nördliche Seitenschiff und Neueindeckung beider Seitenschiffe mit Bleischaren
- Ertüchtigung der Sockelzone durch speziellen Putz, um aufsteigende Nässe besser abzuleiten
- Wiederherstellung des Mauerwerks außen und innen: Restaurierung oder Ersatz schadhafter Steine, Neuvermauern und -fugen
- Entfernen des Putzes im Innern der Kirche und baugeschichtliche Untersuchung des Mauerwerks
- Stabilisierung des Kreuzgratgewölbes im nördlichen Seitenschiff durch Einbau von Zugankern
- Sanierung der Maßwerkfenster im Chor und im Langhaus-Obergaden durch Austausch der Bleiverglasung und der horizontalen Stege, der sogenannten Windeisen
- Modernisierung der Hängelampen („Kupferkessel“) mittels energiesparender und individuell zu steuernder LED-Leuchmittel sowie Ergänzung durch Strahler zur Ausleuchtung der Kirchendecke
- Einbau einer hallreduzierenden Akustikanlage
- Schaffung eines barrierefreien Zugangs an der Südseite
- Installation vernetzter Bewegungsmelder für mehr Sicherheit
Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in DDH 12.2024.
Zum WDR-Kurzfilm St. Pantaleon:
Objekt: Sanierung Kath. Pfarrkirche St. Pantaleon, Köln
Planung und Bauleitung: Ernst Architekten BDA, Zülpich
Sachverständiger: Harald Handwerk, Hillesheim
Betrieb: DWA-Krämer GmbH, Masburg, Mitglied der Dachdeckerinnung Mayen-Ahrweiler
Hersteller: Schiefer Altdeutsche Deckung SIN 150, Sortierung 1/12-1/16 / Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen; Walzblei, 2,5 mm / Anton Schneider Söhne GmbH & Co. KG, Mönchengladbach.
