Berlin: Bei der Entsorgung von Dämmstoffverschnitten gehen wertvolle Rohstoffe verloren. Die neue Initiative „Kreislaufwirtschaft Dachdeckerhandwerk Berlin“ fördert das Recycling von PU-Verschnittresten. Auf der Mitgliederversammlung der Landesinnung Berlin stellten die Projektpartner das Konzept vor.
Der gewerkeübergreifende Austausch und die Förderung nachhaltiger, gemeinsamer Projekte stand im Fokus der Mitgliederversammlung der Berliner Dachdecker. Passend dazu fand die Tagung Mitte November diesmal im Rahmen der Gebäude-Technik-Messe belektro statt. Im Marshall-Haus begrüßte Landesinnungsmeister Stephan Ziemann rund 120 Gäste, unter anderem auch ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, den ehemaligen Geschäftsführer Ruediger Thaler mit dem ehemaligen Landesinnungsmeister Jörg Mann und den Landesinnungsmeister Karsten Kirchhoff aus Brandenburg.
Vernetzung der Klimahandwerker
Ziemann bedankte sich beim Team der Dachdeckerinnung Berlin für den gemeinsam guten Start. Zum Schulterschluss mit der Elektro-Innung sagt er: „Diese Kooperation ist wichtig, denn wir Dachdecker benötigen den Elektriker, um unsere Angebote abzuschließen“. Im Anschluss an die Tagung unterzeichneten Mitglieder der Innungen des Elektro-, SHK- und des Dachdeckerhandwerks aus Berlin und Brandenburg einen Kooperationsvertrag. Zudem gedachten die Gäste dem gestorbenen Mitglied, Dachdeckermeister Alfons Müller.
Kritik an Schnellschrauber-Kursen bei Solar
Den Willen, gemeinsam fachgerecht Photovoltaik zu installieren, betonte auch ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk in seinem Grußwort: „Wir kommen uns als Gewerk zum Glück nicht in die Quere, denn: Der Dachdecker hat keine Lust vor dem Schaltschrank zu stehen, der Elektriker will nicht aufs Dach, daher machen diese Kooperationen Sinn“.
Allerdings kritisierte Bollwerk den Kurs der noch aktuellen Bundesregierung: „Für unser Empfinden gibt es hier zu viel Zuspruch zu den „Schnellschrauber-Kursen“ fachfremder Anbieter“.
Erfreuliche Nachrichten dagegen kommen von ZVDH aus Köln. Seit September verstärken studentische Mitarbeitende sowie eine Dachdeckermeisterin das Technik-Team. Im Mai 2024 wurde zudem beim ZVDH den Bereich Forschung und Wissenschaft eingerichtet, der vom neuen Geschäftsführer Technik, Jan Redecker, geleitet wird.
Appell: Keinen Baumischabfall produzieren
Ein Erfolgsmodell soll auch die neue Initiative „Kreislaufwirtschaft Dachdeckerhandwerk Berlin“ werden, bei der die Rücknahme von PU-Dämmstoffresten, die bei der Verarbeitung an Baustellen anfallen, im Mittelpunkt steht. Vor allem bei sortenreinem PU-Verschnitt gibt es viel Potential, das Material wieder in den Kreislauf zurückzuführen. Dennoch landen diese Reste oft leider im Baumischcontainer. Das will die Initiative ändern. Der ZVDH hat die Initiative gemeinsam mit der Dachdeckerinnung Berlin, dem IVPU, der PDR Recycling GmbH & Co. KG und den beiden Fachhändlern Erich Weit GmbH sowie die DWF Baustoff-Fachhandel GmbH ins Leben gerufen. Philipp Witte, ZVDH-Bereichsleiter Messe & Marketing, stellte die Schwerpunkte vor und machte deutlich: „Das Commitment der Dachdecker zur Initiative hebt nicht nur auf die fachgerechte Sammlung und Trennung von PU-Dämmstoffresten ab. Auch Mitarbeiter, Geschäftspartner und Kunden werden über die Bedeutung und die Vorteile des Recyclings informiert, um das Bewusstsein für nachhaltige Praktiken zu fördern.“
Dr. Benjamin Bongardt, Leiter des Referats „Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung, umweltfreundliche Beschaffung, Stadtsauberkeit“ bei der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt betonte die Anstrengungen die Abfallwirtschaft in der Hauptstadt zu einer modernen Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln.

Sammelsack mit PU-Resten als „stummer Zeuge“
Einen stummen Zeugen brachte IVPU-Geschäftsführer Tobias Schellenberger in Form eines Sammelsacks mit PU-Resten mit. Hier konnten die Gäste sehen und fühlen, was alles entsorgt werden darf. „Sie tun etwas Sinnvolles für den Umbau des Gebäudebestands. Dieser beginnt ganz oben und dazu gehört auch eine gute Wärmedämmung. Leider werden noch zu oft wertvolle Ressourcen verschwendet und zu selten recycelt. Dabei sind das die Weichen in Richtung zirkuläres Bauen“, so Schellenberger.
Bislang war die hohe Mindestabnahme direkt auf der Baustelle der Knackpunkt, hier gibt es ab 2025 eine Lösung. „Der wichtigste Faktor der Initiative ist es, den Handel mit einzubeziehen. Das ist uns gelungen. Ab 2025 können wir Dachdecker nun auch den an der Aktion beteiligten Händlern die Verschnitte bei Materialanlieferungen gleich mitgeben, da die Abschnitte jetzt zentral bei den Händlern gesammelt werden. Ich hoffe, dass sich viele Dachdecker-Betriebe beteiligen und diese neu geschaffene Möglichkeit nutzen. Am besten besprecht ihr die Entsorgungs-Möglichkeiten gleich bei der Bestellung mit euren Händlern“, appellierte Ziemann.


Bild von einer PV-Anlage gehört ins Angebot
Ralf Kruse, von Thermo-Copter, Partner von Airteam, demonstrierte anschließend aufschluss- und bilderreich, wie Drohnen Dachdeckern die Arbeit erleichtern. Vor allem bei der Inspektion von PV-Anlagen macht eine Aufnahme Sinn. „Auch Leckagen am Flachdach sieht eine Wärmebildkamera, zudem sind Wärmebrücken an Dach und Fassade gut erkennbar. Ein Bild von einer fehlerfreien Anlage sollte unbedingt mit in ihr Angebot“, empfahl Kruse.
Im weiteren Verlauf der Sitzung verabschiedete die Innungsversammlung das neue Gebührenverzeichnis Aus- und Weiterbildung 2025. Die Mitglieder billigten zudem die Haushaltspläne für Landesinnung und Bildungszentrum für das Jahr 2025.
Nach der Wahl der bislang noch unbesetzten Stellvertreterposten für den Rechnungs- und Kassenprüfungsausschuss ehrten Bobinski und Ziemann langjährige Mitglieder mit besonderen Meisterbriefen:
Silberner Meisterbrief für Dachdeckermeister Andy Kreutz, Dachdeckermeister Hartmut Krüger und Dachdeckermeister Thomas Kadanik Goldener Meisterbrief für Dachdeckermeister Georg Martin Leupold.
Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 12. 2024.