Fachregel: Teil 2 des Updates beleuchtet die Änderungen der Fachregel für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen. Des Weiteren gibt er einen Einblick in das neue Merkblatt Wärmeschutz, das mit einer Reihe Zeichnungen von nachweisfreien Dachkonstruktionen bereichert wurde.
Die bisherige Fachregel hat in der praktischen Anwendung hinsichtlich der Regeldachneigungen sowie der erforderlichen Zusatzmaßnahmen teilweise Fragen aufgeworfen: die Fachregel definiert seit Jahrzehnten die Regeldachneigungen für Dachziegel und Dachsteine in Abhängigkeit von Seiten- und Höhenüberdeckung sowie von Wasserführung. In Zahlen gefasst sind das 22°, 25°, 30°, 35° und 40° (je nach Dachziegel/-stein und Art der Deckung).
Regeldachneigung und Anforderungen
Einige Hersteller aber definieren eigene Regeldachneigungen, die von den Regelungen der Fachregel abweichen. Für den Dachdecker bestand und besteht auch künftig die Herausforderung, dass er zwischen der anerkannten Regel der Technik – der Fachregel – und der Herstelleraussage unterscheiden muss. Sobald von Unternehmerseite die Herstellerangaben (mit niedrigeren Regeldachneigungen als in der Fachregel) verwendet werden, muss dies vertraglich vereinbart werden. Dieser Umstand kann auch durch die neue Fachregel nicht abgestellt werden. Die Regeldachneigung spielt aber auch im Hinblick auf die erforderliche Zusatzmaßnahme eine Rolle. Die bisherige Fachregel hat in Abhängigkeit von der Unterschreitung der Regeldachneigung und der Anzahl an erhöhten Anforderungen die mindestens erforderliche Zusatzmaßnahme angegeben. Einerseits führte die Abhängigkeit von der Regeldachneigung bei vielen Praktikern zu der Frage: „Welche Regeldachneigung ist denn gemeint? Die der Fachregel oder die des Herstellers?“ Und andererseits: „Was ist alles eine erhöhte Anforderung, und wie viele davon habe ich jetzt beim konkreten Dach?“ Die neue Fachregel hat für beide Aspekte neue Ansätze gewählt, die die Praxissituation besser berücksichtigen. Für jede Regeldachneigung (22°, 25°, 30°, 35° und 40°) gibt es eine separate Tabelle, in der die mindestens erforderliche Zusatzmaßnahme angegeben wird (mehr darf natürlich auch gemacht werden).
Die erhöhten Anforderungen wurden „zusammengestrichen“ und werden nicht mehr aufaddiert. In den Tabellen sind jeweils die erhöhten Anforderungen aufgeführt. Gleich, ob eine oder alle dieser dort angegebenen erhöhten Anforderungen vorliegen, die Anforderungen ändern sich nicht. Die Tabelle auf dieser Seite zeigt diese Vorgehensweise beispielhaft für Dachziegel mit einer Regeldachneigung (RDN) von 22°.

Empfehlungen für Solarhalter
Ein weiterer gewichtiger Punkt in der Überarbeitung der Fachregel war das Thema der Befestigungen von Anlagen, zum Beispiel Solaranlagen, auf Dächern. Die unterschiedlichen Ausführungsvarianten wurden in einer Tabelle als Empfehlungen zusammengefasst. Diskussionspunkt werden hier auch in der Zukunft die Solarhalter sein, bei denen die Verfalzung in der Höhenüberdeckung für die Durchführung bearbeitet wird. Einerseits sind die Verfalzungen für die Regensicherheit erforderlich, andererseits liegen dem ZVDH-Fachausschuss keine Schadensfälle vor, um diese Ausführung erst ab einer Dachneigung oberhalb der Regeldachneigung zuzulassen.
Merkblatt Wärmeschutz bei Dach und Wand
Das Merkblatt Wärmeschutz basiert seit der ersten Ausgabe überwiegend auf der bauaufsichtlich relevanten DIN 4108-3. Diese ist vor allem im Hinblick auf die nachweisfreien Bauteile für das Dachdeckerhandwerk von Bedeutung. Auch auf Bestreben des ZVDH wurde die Norm in den letzten Jahren in diesem Bereich überarbeitet und wurde im April 2024 als Neufassung veröffentlicht. Erfreulicherweise wurden hier Dachkonstruktionen von einem rechnerischen Nachweis freigestellt, bei denen die Luftdichtheitsebene (überwiegend im Rahmen der energetischen Sanierung) oberhalb des Sparrens zwischen der Gefach- und Aufsparrendämmung ausgeführt wird. Dieser grundsätzlich positive Umstand bringt jedoch mit sich, dass die Parameter für die Befreiung von einem rechnerischen Nachweis umfangreicher werden. Diese sind verallgemeinert:
- Die sd-Werte der
- Regensicheren Zusatzmaßnahme
- Luftdichtheitsebene
- Schichten unterhalb der Gefachdämmung
- Die Wärmedurchlasswiderstände der
- Aufsparrendämmung
- Schichten unterhalb der Luftdichtheitsschicht
- Die Farbe der Dachdeckung bzw. Abdichtung
Die daraus resultierende große Anzahl an unterschiedlichen Dachkonstruktionen erfordert es, dass sich die Meisterinnen und Meister im Dachdeckerhandwerk intensiv mit der Thematik auseinandersetzen müssen. Die Alternative zu den nachweisfreien Dächern in der Sanierungssituation erfordert aber auch Zeit. Sobald von den nachweisfreien Dächern abgewichen wird, ist in der Regel eine hydrothermische Simulation erforderlich. Dies dauert je Objekt eine gewisse Zeit, da Fachleute erforderlich sind und ein mehr als dreistelliger Betrag für die Simulation fällig wird.