Luftaufnahme einer Solaranlage auf dem Dach eines großen Gebäudes in einer städtischen Umgebung.
Es ist nicht direkt sichtbar, dass die PV-Anlage über einer Abdichtung montiert ist. (Quelle: Alwitra/Sven-Erik Tornow)

Solar 2025-10-15T12:40:36.145Z Klimaschutz ohne Schiefer-Schäden

Photovoltaik: Die Stadt Büren setzt ein Zeichen für Klimaschutz: Auf dem Rathausdach wurde eine Photovoltaik-Anlage installiert – unter besonderen Herausforderungen. Denn die regionalty­pische Schieferdeckung sollte weitgehend erhalten bleiben. Die ungewöhnliche Lösung realisierte der ortsansäs­sige DDM Pascal Keller in Kombination mit einer Kunststoff-Dachbahn.

Klimaschutz ist den Verantwortlichen der Mittelstadt Büren im Kreis Paderborn wichtig. Ein in Auftrag gegebenes und 2023 veröffentlichtes integriertes Klimaschutzkonzept zeigt mögliche Schritte auf, um die Klimaschutzziele des Landes Nordrhein-Westfalen und des Bundes zu erreichen. Eine vor­gestellte Maßnahme ist der Photovoltaik-Ausbau auf kommu­nalen Gebäuden.

Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung seitens des Bauamtes, die historisch bedingte Schieferdeckung weitge­hend zu erhalten, nachvollziehbar. Erweitert wurde die For­derung um die Vorgabe, die vorhandene Deckung nicht zu erneuern. Somit stellte sich für den ausführenden Dachde­ckerbetrieb die Frage, wie eine statisch sichere und den Re­geln der Fachtechnik entsprechende Tragkonstruktion für die PV-Module in das Dach zu integrieren sei. „Die meisten Be­triebe aus der Region haben sich erst gar nicht an der Aus­schreibung beteiligt“, erinnert sich Dachdecker- und Zimmer­ermeister Pascal Keller. Da auf großen Teilen des Daches des Nordflügels PV-Module installiert werden sollten, war nicht sicherzustellen, dass die vorhandene Schieferdeckung dadurch nicht beschädigt würde, so der erfahrene Dach­decker. Deshalb stellte er dem Bauamt eine ungewöhn­liche, aber der Zielvorstellung der planenden Verantwortli­chen entsprechende Lösung vor.

EVA-Abdichtungsbahn mit systemeigener Mon­tageschiene

„Um Beschädigungen an der bestehenden Schieferdeckung zu vermeiden, schlugen wir vor, die betroffenen Bereiche vollständig zu entfernen“, erläutert DDM Keller. „Damit konn­ten wir gleichzeitig die Dichtheit und die statische Lastabtra­gung der PV-Module sicherstellen.“ Für die Dichtig­keit in den Bereichen, in denen später die PV-Module zu in­stallieren sind, sorgt eine EVA-Abdichtungsbahn. Eine systemeigene Mon­tageschiene ermöglicht zudem eine direkte Ableitung der auftretenden Kräfte in die Tragkon­struktion des Daches.

Die Fügung der Bahnen mittels Heißluft

Auf dem Dach des Bürener Rathauses entfernten die Dach­decker der Keller Meisterdach GmbH, Büren, in den Be­reichen, in denen später die PV-Module installiert werden sollten, vorsichtig die vorhandene Schieferdeckung. An­schließend bereiteten sie die Holzschalung auf die Verle­gung mit der Dach- und Dichtungsbahn vor, indem noch vorhandene Schiefernägel gezogen und lose Bretter sicher befestigt wurden. Danach rollten die Dachde­cker die zuvor bereits auf Maß abgelängten Bahnen vom First in Richtung Traufe aus und fixierten sie im Saum mit passenden Befestigern. Die Fügung der Bahnen untereinan­der erfolgte nach vorheriger Reinigung mittels Heißluft. Den Abschluss zum unteren Dachbereich und zu den Ortgängen bilden gekantete Verbundbleche, auf die die Dachbahnen aufgeschweißt wurden.

140 Solar-Montageschienen kamen zum Einsatz

Ein Dachdecker arbeitet auf einem Schieferdach und installiert eine neue Dachabdeckung.
Die vlieskaschierte Bahn kam ohne weitere Vordeckung auf der Schalung zum Liegen. (Quelle: Alwitra/Sven-Erik Tornow)

Für die Installation der PV-Module kamen insgesamt 140 Solar-Montageschienen zum Einsatz. Mit ihnen ist eine ballastfreie und wartungs­ar­me Mon­tage von Stan­dard-PV-Mo­du­len auf Dächern mit Ab­dich­tun­gen des Herstellers möglich. Die patentierte sowie kom­plett vormontierte und verlegefertig an­gelie­ferte Mon­­ta­ge­einheit setzt sich aus ei­nem Dämmstoffkern, einer Alu­­mi­nium-Trag­schiene, ei­nem FR-Form­teil zur Ab­dichtung, einem Alu­minium-Deck­profil so­wie einem Son­der­formteil aus Edel­stahl zusammen. Letzteres nimmt den eben­­falls mit­gelieferten Rapid-System­verbinder auf. Be­fes­tigt wurde die Schiene mit zuge­lassenen Dach­bau­­schrau­ben, die einfach von oben durch die vor­handene Dachab­dichtung in der Trag­schale ver­schraubt wurden.

Ein Handwerker arbeitet auf einem Dach und verwendet Werkzeuge zur Installation von Dachmaterialien.
Die Bahn ist im Firstbereich überlappend verlegt und mit Haltetellern gesichert. (Quelle: Alwitra/Sven-Erik Tornow)

Windsogkräfte werden aufgrund der mecha­nischen Verankerung in der Tragschicht sicher abgeleitet

Ein Dachdecker arbeitet auf einem Dach und befestigt eine Dachfolie mit einem Werkzeug.
Auf der geneigten Fläche verschweißten die Dachdecker die Bahnen mit dem Handföhn. (Quelle: Alwitra/Sven-Erik Tornow)

Üblicherweise auftretende ab­he­ben­de und schiebende Kräfte werden aufgrund der mecha­nischen Verankerung in der Tragschicht sicher abgeleitet. An­schlie­ßend ver­schweißten die Dach­decker das ma­te­rial­­ho­mogene FR­-Formteil dauerhaft dicht mit der Flä­chen­ab­dichtung. Unterstützt wurde die Verlegung zusätzlich mit einem von der Anwendungstechnik erstellten,­ objektkonkreten Plan, der Lage und Abstand der insgesamt 140 Schienen definiert. ­Nach der Einbindung der Schiene in die Flächenabdichtung mittels der mitgelieferten Formteile konnten sowohl die Unterkonstruktion als auch die PV-Module standsicher installiert werden.
Nach Abschluss der Arbeiten ist die Schieferde­ckung auf großen Teilen des Rathausdaches weiterhin sicht­bar. Die Abdichtung bleibt unsichtbar un­ter den installierten PV-Modulen, die sich harmonisch in das Gesamtbild einfügen.

Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 10. 2025.

Das Bild zeigt eine Solarmontage auf einem Dach unter einem bewölkten Himmel.
Systemeigene Halter warten auf die Montage der Module. (Quelle: Alwitra/Sven-Erik Tornow)
Eine Dachinstallation mit einer Solarmontageschiene und einer Leiter auf einem Schieferdach unter blauem Himmel.
Ein eigens gekantetes Verbundblech sichert den Ortgang und wurde mit Schiefer beigedeckt. (Quelle: Alwitra/Sven-Erik Tornow)
Ein Handwerker arbeitet an der Dachabdichtung mit einem Heißluftgebläse.
Die Halteschienen wurden ebenfalls mit dem Handföhn verschweißt. (Quelle: Alwitra/Sven-Erik Tornow)
Ein modernes Dach mit installierten Solarhalterungen unter einem bewölkten Himmel.
Traufseitig überdeckt das Verbundblech die Schiefereindeckung und sorgt für Regensicherheit am Übergang der verschiedenen Materialien. (Quelle: alwitra/Sven-Erik Tornow)
Ein modernes Dach mit installierten Solarhalterungen unter einem bewölkten Himmel.
Traufseitig überdeckt das Verbundblech die Schiefereindeckung und sorgt für Regensicherheit am Übergang der verschiedenen Materialien. (Quelle: alwitra/Sven-Erik Tornow)
zuletzt editiert am 15. Oktober 2025