Photovoltaik: Die Stadt Büren setzt ein Zeichen für Klimaschutz: Auf dem Rathausdach wurde eine Photovoltaik-Anlage installiert – unter besonderen Herausforderungen. Denn die regionaltypische Schieferdeckung sollte weitgehend erhalten bleiben. Die ungewöhnliche Lösung realisierte der ortsansässige DDM Pascal Keller in Kombination mit einer Kunststoff-Dachbahn.
Klimaschutz ist den Verantwortlichen der Mittelstadt Büren im Kreis Paderborn wichtig. Ein in Auftrag gegebenes und 2023 veröffentlichtes integriertes Klimaschutzkonzept zeigt mögliche Schritte auf, um die Klimaschutzziele des Landes Nordrhein-Westfalen und des Bundes zu erreichen. Eine vorgestellte Maßnahme ist der Photovoltaik-Ausbau auf kommunalen Gebäuden.
Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung seitens des Bauamtes, die historisch bedingte Schieferdeckung weitgehend zu erhalten, nachvollziehbar. Erweitert wurde die Forderung um die Vorgabe, die vorhandene Deckung nicht zu erneuern. Somit stellte sich für den ausführenden Dachdeckerbetrieb die Frage, wie eine statisch sichere und den Regeln der Fachtechnik entsprechende Tragkonstruktion für die PV-Module in das Dach zu integrieren sei. „Die meisten Betriebe aus der Region haben sich erst gar nicht an der Ausschreibung beteiligt“, erinnert sich Dachdecker- und Zimmerermeister Pascal Keller. Da auf großen Teilen des Daches des Nordflügels PV-Module installiert werden sollten, war nicht sicherzustellen, dass die vorhandene Schieferdeckung dadurch nicht beschädigt würde, so der erfahrene Dachdecker. Deshalb stellte er dem Bauamt eine ungewöhnliche, aber der Zielvorstellung der planenden Verantwortlichen entsprechende Lösung vor.
EVA-Abdichtungsbahn mit systemeigener Montageschiene
„Um Beschädigungen an der bestehenden Schieferdeckung zu vermeiden, schlugen wir vor, die betroffenen Bereiche vollständig zu entfernen“, erläutert DDM Keller. „Damit konnten wir gleichzeitig die Dichtheit und die statische Lastabtragung der PV-Module sicherstellen.“ Für die Dichtigkeit in den Bereichen, in denen später die PV-Module zu installieren sind, sorgt eine EVA-Abdichtungsbahn. Eine systemeigene Montageschiene ermöglicht zudem eine direkte Ableitung der auftretenden Kräfte in die Tragkonstruktion des Daches.
Die Fügung der Bahnen mittels Heißluft
Auf dem Dach des Bürener Rathauses entfernten die Dachdecker der Keller Meisterdach GmbH, Büren, in den Bereichen, in denen später die PV-Module installiert werden sollten, vorsichtig die vorhandene Schieferdeckung. Anschließend bereiteten sie die Holzschalung auf die Verlegung mit der Dach- und Dichtungsbahn vor, indem noch vorhandene Schiefernägel gezogen und lose Bretter sicher befestigt wurden. Danach rollten die Dachdecker die zuvor bereits auf Maß abgelängten Bahnen vom First in Richtung Traufe aus und fixierten sie im Saum mit passenden Befestigern. Die Fügung der Bahnen untereinander erfolgte nach vorheriger Reinigung mittels Heißluft. Den Abschluss zum unteren Dachbereich und zu den Ortgängen bilden gekantete Verbundbleche, auf die die Dachbahnen aufgeschweißt wurden.
140 Solar-Montageschienen kamen zum Einsatz

Für die Installation der PV-Module kamen insgesamt 140 Solar-Montageschienen zum Einsatz. Mit ihnen ist eine ballastfreie und wartungsarme Montage von Standard-PV-Modulen auf Dächern mit Abdichtungen des Herstellers möglich. Die patentierte sowie komplett vormontierte und verlegefertig angelieferte Montageeinheit setzt sich aus einem Dämmstoffkern, einer Aluminium-Tragschiene, einem FR-Formteil zur Abdichtung, einem Aluminium-Deckprofil sowie einem Sonderformteil aus Edelstahl zusammen. Letzteres nimmt den ebenfalls mitgelieferten Rapid-Systemverbinder auf. Befestigt wurde die Schiene mit zugelassenen Dachbauschrauben, die einfach von oben durch die vorhandene Dachabdichtung in der Tragschale verschraubt wurden.

Windsogkräfte werden aufgrund der mechanischen Verankerung in der Tragschicht sicher abgeleitet

Üblicherweise auftretende abhebende und schiebende Kräfte werden aufgrund der mechanischen Verankerung in der Tragschicht sicher abgeleitet. Anschließend verschweißten die Dachdecker das materialhomogene FR-Formteil dauerhaft dicht mit der Flächenabdichtung. Unterstützt wurde die Verlegung zusätzlich mit einem von der Anwendungstechnik erstellten, objektkonkreten Plan, der Lage und Abstand der insgesamt 140 Schienen definiert. Nach der Einbindung der Schiene in die Flächenabdichtung mittels der mitgelieferten Formteile konnten sowohl die Unterkonstruktion als auch die PV-Module standsicher installiert werden.
Nach Abschluss der Arbeiten ist die Schieferdeckung auf großen Teilen des Rathausdaches weiterhin sichtbar. Die Abdichtung bleibt unsichtbar unter den installierten PV-Modulen, die sich harmonisch in das Gesamtbild einfügen.
Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 10. 2025.




