Porträt: Nach einem Praktikum bei Dachdeckermeister Bloch war für Marleen Götz klar: Hier bleibe ich. Im August schloss sie ihre Ausbildung als beste Dachdeckerin im Raum Aachen ab. Doch damit nicht genug – vor ein paar Wochen wurde sie Landessiegerin in Eslohe.
Inspiriert von ihrer Mutter wollte Marleen Götz nach dem Abitur ursprünglich Kinderärztin werden. Zuvor plante sie eine Ausbildung zur Pflegefachfrau und hatte bereits einen Praktikumsplatz im Klinikum Aachen sicher. Zwischen Abitur und Praktikums-Start blieb noch etwas Zeit und plötzlich kam alles anders. Diesmal ging der Impuls von ihrem Vater aus, der zwar keinen eigenen Handwerksbetrieb führt, aber „zu Hause alles kann“. Er riet ihr: „Probiere doch mal etwas Handwerkliches aus“, wie Marleen berichtet. Der Einfluss ihres Vaters – und die Nähe der Dachdeckerei in Baesweiler, nur 500 Meter von ihrem Zuhause entfernt – machte ihr die Entscheidung leicht.
So startete Marleen als Praktikantin das Abenteuer Dachdeckerin bei der Dachdeckerei Bloch. „Im Grunde hatte ich keine große Erwartungshaltung, doch nach ein paar Tagen bin ich immer mit einem Lächeln nach Hause gekommen – das war der beste Beweis, dass es funktionieren könnte“, so Götz. Der angenehme Umgang untereinander, die abwechslungsreiche Arbeit an der frischen Luft und vor allem „was man mit den eigenen Händen so alles schaffen kann“ – all das hat dazu beigetragen, dass sich Marleen beim Dachdeckerunternehmen Bloch schnell wohlgefühlt hat. Auch Dachdeckermeister Michael Bloch war schnell überzeugt und hatte gleich ein gutes Bauchgefühl: „Als Marleen am letzten Tag vom Hof fuhr, dachte ich: Wir hören noch voneinander.“
Beste Prüfung im Raum Aachen
Aus dem Praktikum wurde eine Lehrstelle – und Marleen blühte in ihrem neuen Beruf auf. Wissbegierig und fleißig lernte sie von den erfahrenen Mitarbeitern. Schon bald wurde deutlich: Marleen hat ein goldenes Händchen. Vor wenigen Wochen schloss sie ihre Ausbildung als Jahrgangsbeste im Raum Aachen ab, sowohl in Theorie als auch Praxis mit der Note „sehr gut“. Im Kammerbezirk Aachen (Aachen, Düren, Heinsberg, Euskirchen) wurde sie sogar Zweitbeste unter allen Gewerken. Ein Preisgeld der Sparkasse rundete ihren Erfolg ab. Auch für Michael Bloch eine Überraschung: „Den meisten Azubis muss ich ständig hinterherlaufen, etwa bei den Berichtsheften. Ich erwarte, dass sie Verantwortung übernehmen.“ Bei Marleen war das nie ein Thema. Obwohl er wusste, dass sie hervorragende Arbeit leistete, überraschten ihn doch die prima Noten. Auch Marleen selbst war erstaunt: „Viele Azubis haben von klein auf in den Familienbetrieben mitgearbeitet, manche hielten mit fünf Jahren schon einen Schieferhammer. Dagegen fühlte ich mich chancenlos.“
Landessiegerin in Eslohe
Doch es kam ganz anders – und Marleen setzte vor ein paar Wochen noch eins drauf. Ende September fand in Eslohe der Leistungswettbewerb im deutschen Dachdeckerhandwerk auf Landesebene statt. Sieben talentierte Nachwuchsdachdecker traten an, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Mit einer hervorragenden Leistung setzte sich Marleen Götz an die Spitze und sicherte sich den ersten Platz. Sie trat Ende Oktober beim Bundesentscheid im Landesbildungszentrum des Dachdeckerhandwerks in Brandenburg an.
Drei Frauen bei Bloch
Dass bei Bloch mittlerweile drei Frauen als Dachdeckerinnen arbeiten, mag Zufall sein. Die beachtliche Quote sorgt beim Team von zwölf Mitarbeitern jedenfalls für eine gute Balance. Trotz ihres oft strahlenden Lächelns – Marleen weiß, wie sie sich durchsetzen muss. Vor allem ältere Bauherren rechnen erst mal nicht damit, dass eine junge Frau die Dachsanierung durchführt. „Klar ist da oft am Anfang Skepsis, doch nach getaner Arbeit jubeln die Kunden“, berichtet Götz stolz.
Zunehmend kritische Kunden stellt Michael Bloch im Bereich Solar fest. „Da geht es um das Geld der Bauherren, die wollen genau wissen, was da auf dem Dach liegt“, so Bloch. Vor Jahren schon hat sich der Unternehmer auf den Bereich Solar spezialisiert und 2023, gemeinsam mit einem Elektriker, ein eigenes Solar-Unternehmen gegründet. In den nächsten beiden Jahren soll eine Anlage ans Netz gehen, die größte in der Region Aachen (www.blpe.de). Natürlich liegen auf seinem Firmendach ebenfalls Solar-Module. Bloch realisiert vorwiegend Aufdach-Anlagen: „Bei dieser Ausführung ist die Hinterlüftung gewährleistet, das ist sicherer“, so Bloch.
Auch Marleen Götz hat schon Solar-Anlagen installiert, sich dafür theoretisch fit gemacht am Bildungszentrum in Simmerath. Beide sind sich allerdings sicher, dass der Solar-Markt aktuell eine Abkühlung erfährt. „Für uns ist es ein gutes Zusatzgeschäft, aber aktuell gibt es viele Solar-Unternehmen, die mit großen Problemen zu kämpfen haben. Wenn die EEG-Umlage nächstes Jahr weiter gekürzt werden sollte, dann sehe ich für viele Unternehmen düstere Zeiten kommen“, prognostiziert Bloch.
Sanierung, Instandhaltungen, Versicherungen und Wohnungsgesellschaften als Auftraggeber: Das sind die Standbeine bei Bloch. Wie bei vielen Dachdeckern ist die Auftragslage weiterhin gut. Eine Vier-Tage-Woche kann sich Bloch in seinem Betrieb deshalb noch nicht vorstellen – „die Arbeit muss ja erledigt werden“. Marleen ist dafür offen. Sicher ist, dass sie ihren Dachdeckermeister noch machen wird, aber momentan möchte sie vor allem mehr Praxiserfahrungen sammeln. „Mein Lehrmeister hat immer gesagt: Neubau kann jeder, aber beim Altbau lernst du richtiges Dachdecken“, fügt Bloch hinzu. Marleen ist mit 20 Jahren noch jung und bei der Dachdeckerei Bloch bestens aufgehoben.

