Denkmalschutz: Das Dach des Schlosses Güstrow wird umfassend restauriert. Präzisionsarbeit bei der Restaurierung der Dachkonstruktion, energieeffiziente Dämmverfahren und die Rekonstruktion kunstvoller Kupferturmhauben machen das Projekt zu einem Spitzenbeispiel handwerklicher Qualität. Ein Blick auf eine außergewöhnliche Leistung im Dachdecker- und Klempnerhandwerk.
Das Güstrower Schloss gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke der Renaissance im Norden Deutschlands. Eine grundlegende Restaurierung soll die Schlossanlage aufwerten. Das Dach musste für alle Schlossflügel und das Torhaus umfassend saniert werden. Wo möglich, hat die Bedachung Güstrow GmbH gerettete Dachziegel wiederverwendet. Ansonsten erfolgten eine neue Deckung auf der reparierten und teilweise ersetzten Holzkonstruktion in allen Dachräumen sowie aufwendige Metallarbeiten.

Dachdecker und Klempner gemeinsam
Die derzeit noch laufende Restaurierung des Daches vom Schloss Güstrow zeigt, welche kreativen und technischen Lösungen das Dachdeckerhandwerk für denkmalgeschützte Bauwerke bereithält. Mit einer komplexen Dachkonstruktion und strengen Anforderungen an den Denkmalschutz stellt diese Dachsanierung ein herausragendes Beispiel für die Verbindung von traditionellem Handwerk und modernen Verarbeitungstechniken dar. Wir beschreiben, wie sich die Dachdecker von Bedachung Güstrow und die Mitarbeiter der Voß Bauklempnerei dieser Mammutaufgabe gestellt und die Herausforderungen gemeistert haben, die sich bei der Sanierung dieses bedeutenden Renaissancebauwerks ergaben.

Das Dach des Güstrower Schlosses wies gravierende Schäden auf, vor allem durch Braunfäule und echten Hausschwamm. Diese Schäden machten eine komplette Demontage der Dachziegel notwendig, um die stark beanspruchte Holztragkonstruktion zu entlasten und Zug um Zug zu reparieren. Claudia Henning vom Bau- und Liegenschaftsamt Schwerin betont: „Wir können das Dachtragwerk nur sanieren, wenn wir die Dachziegel abnehmen, weil sonst die Belastung zu groß ist.“ Auch die Dachschornsteine, von denen einige vollständig restauriert werden mussten, stellten eine anspruchsvolle Aufgabe dar.

Balken mit Lehmwickel
Große Fäulnisschäden waren unter anderem an den Knotenpunkten zwischen Deckenbalken und Sparrenfüßen entstanden, die nach Freilegung der eingemauerten Verbindung sichtbar geworden waren. Die geschädigten Holzbalken der Dachtragkonstruktion wurden durch neue, speziell angefertigte Holzbalken aus wetterfestem Lärchenholz ersetzt. Die Zimmerarbeiten wurden nach einer detaillierten Statik und mithilfe von traditionellen Holzverbindungstechniken wie der Schwalbenschwanzverbindung ausgeführt. Eine Besonderheit stellten die mit Lehm umwickelten Deckenbalken dar. Diese Technik sollte schon damals für Schall- und Wärmeschutz sorgen. Die Arbeiten garantieren, dass die Tragwerksstruktur stabil ist und gleichzeitig den Charakter des Renaissancebauwerks wahrt.
Neben der Wiederherstellung der Dachkonstruktion, deren historische Substanz etwa zu zwei Dritteln erhalten werden konnte, war die Dachdeckung eine weitere Schlüsselaufgabe. Nach der Schadstoffsanierung und der Reparatur des Unterbaus wurde das Dach mit Biberschwanzziegeln gedeckt. Die gewählte Methode war dabei an den historischen Vorlagen orientiert, ohne jedoch die funktionalen Anforderungen und den aktuellen Stand der Technik aus den Augen zu verlieren.
Hinterlüftete Konstruktion
Die historischen Handstrichbiber wurden inspiziert, gereinigt und, wo möglich, wiederverwendet. Schäden durch Verwitterung machten es notwendig, einen erheblichen Teil der Ziegel durch identische Neuanfertigungen zu ersetzen, um das visuelle Erscheinungsbild des Schlosses zu bewahren. Dabei mussten Farbe, Größe und Form exakt dem historischen Vorbild entsprechen. Hier zeigte sich die historisch vorgegebene Kronendeckung von Vorteil. Bei dieser Deckung liegen die Biberschwänze der Lager- und der Deckschicht auf einer Dachlatte. Die neuen Biberschwänze fanden – nur mit wenigen Zentimetern sichtbar – in der unteren Lagerschicht Platz. Die Deckschicht erfolgte mit den alten, geretteten und gesäuberten Bibern. Gerne gesehen war von den Verantwortlichen die Spende von etwa 20.000 alten Bibern von einer Privatperson. Nicht oder nur schwer einsehbare Bereiche und Dachflächen zum Innenhof bedecken neuere Ziegel.
Um eine nachhaltige Nutzung des Gebäudes sicherzustellen, wurde eine durchdachte Belüftungslösung in die Dachkonstruktion integriert. Dazu zählen eine hinterlüftete Traufe und Lüftungsöffnungen im First, die für eine konstante Luftzirkulation sorgen und Feuchtigkeitsschäden vorbeugen.

Ein Highlight der Dacharbeiten war die geschweifte Kupferturmhaube des Uhrenturms. Die Montage dieser Bauelemente erfolgte in Teilen: Zuerst wurde das schwerere Unterteil per Kran aufgesetzt, anschließend folgte die Haubenspitze. Die Wahl von Kupfer liegt auf der Hand: Es verbindet Ästhetik mit funktionaler Beständigkeit und bildet mit der Zeit eine schützende Patina, die das historische Erscheinungsbild ergänzt. Die Denkmalschützer erwägten ursprünglich, die kompletten alten Kupfereindeckungen wiederzuverwenden bzw. zu reparieren. Leider waren viele Scharen aber mittlerweile zu brüchig und mussten ersetzt werden. Wo es möglich war, fand das alte Material aber wieder seinen Platz auf dem Schlossdach.
Herausforderungen und Zeitmanagement
Die Wetterbedingungen sowie die Anforderung, die darunterliegenden Gebäudeflügel während der Bauarbeiten zu schützen, erschwerten die Organisation der Arbeiten am Dach erheblich. Um die empfindliche Substanz zu sichern und die Räume vor Witterungseinflüssen zu schützen, wurde während der Sanierung eine Notabdeckung installiert, Teile des Daches wurden komplett eingehaust. Dies war essenziell, da sich schon geringfügige Feuchtigkeitseintritte verheerend auf die historische Substanz auswirken können.
Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 12. 2025.









