Unter einer Bitumen-Schweißbahn versteht man ein beidseitig mit Bitumen beschichteter Baustoff zur Bauwerksabdichtung, vor allem zur Dachabdichtung. Sie besteht aus einem Trägermaterial, zum Beispiel Glas- oder Kunststoffvlies. (Quelle: DDH- Deutsches Dachdecker Handwerk)

Flachdach 21. August 2023 Abdichtung mit Bitumenbahnen- Praxistipps für Dachdecker!

Tritte auf der Bahn, zu viel Bitumen, das an der Naht austritt, Wellen in der Abdichtungslage – Verarbeitungsfehler sind bei der Verlegung von Bitumenbahnen schnell gemacht. Wir beschreiben, auf was Dachdecker bei der Planung und Verlegung achten müssen und welche Fehler es in der Praxis gibt.

Was muss ich bei der Vorbereitung beachten?

Der Untergrund muss komplett trocken und sollte mindestens besenrein sein. Um möglichst viel Staub zu entfernen, kann die Fläche abgesaugt werden.

  • Unebenheiten, wie zum Beispiel Betonreste oder Steinchen, müssen entfernt werden.
  • Nicht bituminöse Flächen oder alte Abdichtungen müssen mit Voranstrich (Bitumenlösung oder Bitumenemulsion) behandelt werden.
  • Der Voranstrich muss deckend aufgetragen werden, die Trockenzeiten sind unbedingt einzuhalten. Achtung! Es herrscht Brandgefahr bei nicht völlig getrockneter Bitumenlösung.
  • In Innenräumen sollten Voranstriche mit Lösungsmittel nicht verwendet werden.

Sind alle Materialien vorhanden?

  • Brenner
  • kleiner Brenner für Anschlüsse
  • Bitumenmesser
  • Meterstab
  • Andruckrolle
  • Wickelkern
  • Zungenkelle
  • Gas
  • Feuerlöscher
  • Ggf. PSAgA
  • Ggf. Heißluftautomat oder Föhn

Aufbau einer Bitumenbahn

Detailabbildung von verschiedenen Schichten der Bitumenbahn.
Die Bitumendeckmasse wird ummantelt von mineralischer Bestreuung und einer Trägereinlage. (Quelle: DDH- Deutsches Dachdecker Handwerk)

Zeichensymbole

Verschiedene Zeichensymbole zum besseren Verständnis der nachfolgenden Skizzen.
Verschiedene Zeichensymbole helfen beim besseren Verständnis der nachfolgenden Skizzen. (Quelle: DDH- Deutsches Dachdecker Handwerk)

Wie groß muss die Überdeckung sein?

Tabelle über Zahlen der Überdeckungs Längsnaht und Quernaht.
Mit der Verlegung der Bahnen beginnt man am Tiefpunkt also bei der Rinne oder Gully. Wichtig ist außerdem, dass die Bahnen in die gleiche Richtung verlegt werden. (Quelle: DDH- Deutsches Dachdecker Handwerk)

Quernähte sind im Versatz anzuordnen. Auch bei mehrlagigen Abdichtungen sind die Bahnen von Lage zu Lage versetzt anzuordnen. Alle Lagen sollten in gleicher Richtung verlegt werden. Sie müssen untereinander vollflächig verklebt werden. Mit der Verlegung der Bahnen beginnt man am Tiefpunkt (Rinne, Gully). Bei Oberlagen einer mehrlagigen Abdichtung und bei kaltselbstklebenden Unterlagsbahnen sollte bei den Quernähten im Bereich der Überdeckung ein Eckenschnitt erfolgen (T-Stoß). Bei einlagigen Abdichtungen ist der Eckenschnitt Pflicht.

Was ist bei der mechanischen Befestigung zu beachten?

Bei einlagigen Abdichtungen wird die Abdichtungslage mechanisch befestigt, bei mehrlagigen Abdichtungen wird nur die erste Lage mechanisch befestigt, die weiteren Lagen werden vollflächig aufgeklebt. Befestigungsmittel können je nach Untergrund sein:

  • Holz: Korrosionsgeschützte Breitkopfstifte (Flachkopf > 9 mm, Abstand 50–100 mm)
  • Holz, Metall, Beton: Schrauben mit Lastverteiltellern, Metallbändern oder Tellerdübeln

Zu empfehlen sind korrosionsbeständige Dachbauschrauben. Die zu befestigenden Dachbahnen müssen eine hohe Ausreißfestigkeit und Durchtrittfestigkeit aufweisen. Hier sind Bahnen mit Trägereinlagen aus Glasgewebe oder Polyestervlies sowie Kombinationsträgereinlagen zu verwenden. Viele Hersteller bieten an, Pläne mit Windsognachweis zu erstellen.

Was muss ich bei Durchdringungen (Gully, Dunstrohr, Lichtkuppel) beachten?

  • Anschlüsse an aufgehende Durchdringungen sollen mindestens 0,15 m über Oberfläche Belag hochgeführt werden und am oberen Ende gesichert werden.
  • Klebeflansche müssen in der Dichtungsebene eingelassen sein und umlaufend mindestens 0,12 m breite Klebeflächen aufweisen.
  • Der Abstand von Durchdringungen untereinander und zu anderen Bauteilen sollte mindestens 0,30 m betragen.
  • Der Abstand kann ggf. reduziert werden, wenn die Abdichtung einer Durchdringung mit Flüssigkunststoff ausgeführt wird.
  • Beim Einbau der Gullys muss darauf geachtet werden, dass sie am Tiefpunkt sitzen. Damit Niederschläge ungehindert ablaufen können, sollten die Klebeflansche eingelassen werden. Es empfiehlt sich, die Dämmschicht am Ablauf auszudünnen.
Querschnitt eines Gullys mit Bitumenbahn.
Bei Durchdringungen (Gully, Dunstrohr etc.) ist vor allem darauf zu achten, dass trotz Bitumenbahn Niederschläge ungehindert ablaufen können. (Quelle: DDH- Deutsches Dachdecker Handwerk)

Wie hoch sind die Anschlusshöhen?

Um das Bauteil bestmöglich vor Spritzwasser und Überflutung zu schützen, müssen die Bahnen an aufgehenden Bauteilen hochgeführt werden. Es gilt: Die Anschlusshöhe beginnt immer über dem Oberflächenbelag, z.B. Kiesschüttung, Plattenbelag, Vegetationsschicht!

Detailschnitt Bitumenbahn und Tabelle zur Dachneigung und jeweiligen Anschlusshöhen an die Attika.
Verschiedene Dachhöhen sorgen für verschiedene Anschlusshöhen an die Attika. (Quelle: DDH- Deutsches Dachdecker Handwerk)

Abdichtungen an Wandanschlüssen

Die Bahnen müssen dauerhaft gegen Abrutschen gesichert werden. Der obere Randbereich ist durch eine mechanische Befestigung, z.B. eine Wandanschlussschiene, zu sichern.

Wichtig:

  • Dauerelastische Abdichtung der Wandanschlussschiene gewährleisten (Wartungsfuge:sollte alle zwei Jahre geprüft werden)
  • Anschluss hinter vorgehängten Fassaden an der Wand hoch führen.
  • Maßnahmen gegen Hinterläufigkeit der Abdichtung bei Vorsatzmauerwerk, WDVS oder Putz, ergreifen, z.B. mit eingelassenen Überhangstreifen oder Z-Profilen.
  • Wärmebrücken vermeiden.
  • Bei Anschlusshöhen über 0,50 m muss die Bahn an der senkrechten Flache zusätzlich geklebt oder mechanisch befestigt werden.
  • Abdichtungsbahnen dürfen nicht einfach hochgeführt werden, sondern müssen im Rückversatz ausgeführt werden.
  • Im Eckbereich einen Dämmstoffkeil vorsehen, im Übergang von der Dachfläche zur Wand dürfen die Bahnen nicht 90° gekantet werden.

Achtung: Bei zu geringen Anschlusshöhen unbedingt Rücksprache mit dem Chef halten und Bedenkenanmeldung veranlassen!

Was ist beim Ausrollen zu beachten?

Bitumenschweißbahnen müssen stehend gelagert werden und dürfen nicht geworfen oder geknickt werden. Letzteres gilt besonders für Bahnen mit Alu-Einlage. Um eine saubere und gerade Fläche zu erhalten, sollte man die Bahnen vorsichtig ausrollen, ausrichten und sich „strecken lassen“, damit keine Wellen mehr vorhanden sind. Danach werden die Bahnen möglichst mit Wickelkern aufgerollt und anschließend verschweißt. Die zu verbindenden Bahnenseiten werden ausreichend erhitzt, so dass sich vor dem Wickelkern ein flüssiger Bitumenwulst bildet. Je nach Bedarf werden beide vollflächig zu verklebenden Bahnenseiten (Oberlagen) oder eventuell nur die punkt- bzw. streifenweise aufzubringende Bahnenrückseite (auf dem kaschierten Dämmstoff bzw. auf der Trennlage) erhitzt. Eine korrekt ausgerichtete Bahn führt zu einem geraden Nahtbild und vor allem zu korrekter Überdeckung.

Was kann bei zu viel Hitze passieren?

Schweißbahnen gleichmäßig zu erwärmen, damit genügend Bitumenmasse für den Bitumenwulst entsteht, erfordert Übung und Erfahrung. Zu geringe Wärmezufuhr erzeugt keine oder nur eine teilweise vollflächige Verklebung und nicht wie im Regelwerk gefordert, eine weitestgehend hohlraumfreie Verklebung der Schweißbahnen untereinander. Zu viel Temperatur kann bei einer Bitumenschweißbahn sowohl die Trägereinlage (zum Beispiel Polyestervlies) als auch die Güte der im Bitumen enthaltenden verbessernden Polymeranteile schädigen. Der Glanz des Bitumens zeigt einem geübten Dachdecker, wann dieses die richtige Temperatur erreicht hat und ein genügender Bitumenwulst vor der Rolle entstanden ist. Der Erweichungspunkt des Bitumens bei handelsüblichen Normenbahnen beträgt ≥ 100°C, bei Hochwertbahnen bis zu ≥ 150°C. Eine Probeschweißung hilft, Wärmezufuhr und Geschwindigkeit aufeinander abzustimmen. Um die Schweißbahn über ihre gesamte Bahnenbreite in eine klebefähige Beschaffenheit zu bringen, ist eine möglichst gleichmäßige Wärmezufuhr wichtig. Die soeben ausgerollte Bahn wird idealerweise über den Wickelkern mit den Füßen auf die eventuell auch erwärmte Unterlage gleichmäßig und vollflächig angedrückt. Unkontrollierte Bewegungen, Drehen auf der Stelle und zu festes Andrücken mit dem Fuß sind zu vermeiden, da sie irreparable, unschöne Spuren auf der noch heißen Bahn hinterlassen.

Wie kontrolliere ich während der Arbeit die Qualität?

Die unterschiedlichen „Erwärmungszeiten“ der Bahnentypen muss der Dachdecker beim Arbeiten mit der Flamme berücksichtigen. Erst wenn sich die dunkle Bitumenmasse sichtbar durch die Beschieferung zeigt, kann er die Überdeckung der Schweißbahn unter Druck dauerhaft wasserdicht verbinden. Die bestreuungsfreien Kopfnähte erleichtern als Sicherheitsnähte die Herstellung dauerhafter Verbindungen. Generell gilt aber, dass eine dauerhafte Nahtverbindung auf beschieferten Oberflächen ohne eine Vorbehandlung des beschieferten Nahtbereiches nicht möglich ist. Bei Abdichtungsarbeiten mit beschieferten Polymerbitumenschweißbahnen ist besonders die Ausführung dieser Nahtverbindungen auf der beschieferten Oberfläche zu beachten.

Was muss ich zum Thema Oberflächenschutz wissen?

Leichter Oberflächenschutz besteht aus einer werkseitig aufgebrachten Bestreuung (z.B. Schiefer oder Granulat) auf der Oberlagsbahn. Dieser kann für alle Dachneigungen verwendet werden. Schwerer Oberflächenschutz besteht aus einer Gesteinsschüttung oder aus Plattenbelägen, z.B. Betongehwegplatten. Bei Dachneigungen ≥ 3° (≥ 5,2 %) können Zusatzmaßnahmen gegen Abrutschen der Gesteinsschüttung erforderlich werden. Werden einlagige Abdichtungen ausgeführt, muss eine Schutzlage auf die Abdichtungsschicht aufgebracht werden. Zu empfehlen ist dies immer.

Wie unterscheiden sich die unterschiedlichen Verarbeitungsverfahren?

  • Schweißverfahren:
    Bei vollflächiger Verklebung werden die zu verklebenden Bitumendeckschichten aufgeschmolzen und die Bahn unter leichtem Druck so eingerollt, dass sie sich vollflächig mit dem Untergrund verbindet. Dafür muss die Bahn fest aufgerollt sein. Der Einsatz eines Wickelkerns ist zu empfehlen. Und ganz wichtig: Bei Arbeiten mit offener Flamme sind Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Deshalb, auch wenn es lästig ist: Ein Feuerlöscher muss beim Verlegen immer dabei sein. Gibt es eine Mindesttemperatur für die Verarbeitung von Bitumenbahnen? Nein, aber bei Temperaturen unter +5°C müssen besondere Maßnahmen ergriffen werden
  • Kaltselbstklebeverfahren:
    Bei diesem Verfahren werden kaltselbstklebende Polymerbitumenbahnen verwendet. Der Untergrund muss, wie beim Schweißverfahren, für eine Kaltverklebung geeignet oder dafür vorbereitet sein. Die Untergrund- und Umgebungstemperatur muss für die Verklebung ausreichend sein. Durch Abziehen der unterseitigen Trennschicht wird die Bahn unter Druck teil- oder vollflächig aufgeklebt. Kaltselbstklebende Oberlagsbahnen (KSP) sind bei der Verlegung thermisch zu aktivieren. Die Breite der kaltselbstklebenden Polymerbitumenbahnen sollte bei senkrechten oder stark geneigten Flächen 1,10 m nicht überschreiten. KSK-Bahnen mit HDPE-Trägerfolie: An den Überlappungen müssen die Bahnen z.B. mit einem Hartgummiroller angedrückt werden.
  • Nahtverschweißen:
    Das Verfahren kommt bei lose verlegten Bahnen, bei mechanisch befestigten und bei teilflächig verklebten Bahnen zum Einsatz, außerdem beim Nahtverschluss von Kaschierlagen von Dämmbahnen. Die Nähte werden hierbei mit Heißluftfön und Andruckrolle verfügt.
  • Gießverfahren:
    Dieses Verfahren kommt kaum noch zum Einsatz. Bei vollflächiger Verklebung wird die Heißbitumen-Klebemasse vor die Bahn so reichlich aufgegossen, dass beim Einrollen der Bahn vor der Rolle in ganzer Bahnenbreite ein Klebemassenwulst entsteht.
  • Kaltverklebung:
    Dampfsperrbahnen, Ausgleichsbahnen und Wärmedämmstoffe können mit Bitumen-Kaltklebemassen oder Polyurethan-Klebstoffen aufgeklebt werden.
zuletzt editiert am 21.08.2023